Ich nehme an, Sie sind gegen Masern und Tetanus geimpft. Und, kennen Sie einen dieser Impfstoffe beim Namen? Ich vermute nicht. Denn Sie vertrauen dabei einfach ihrem Arzt.
Bei Corona ist das anders. Man hat viel Enttäuschendes gehört über AstraZeneca und Johnson&Johnson. Biontech dagegen gilt als Top-Impfstoff. Man kennt die sympathischen Firmengründer aus Mainz und fast alle wollen mit diesem Impfstoff made in Germany jetzt auch geboostert werden.
Am Freitag nun hat das Gesundheitsministerium die Ärzte aufgefordert, mehr Moderna zu verimpfen, weil die Haltbarkeit im Februar ausläuft. Seitdem ist die Aufregung groß, unter Ärzten wie unter Patienten.
Doch zu den Fakten: Der Moderna-Impfstoff ist so gut wie der Biontech-Impfstoff. Er scheint sogar noch ein bisschen länger zu wirken, auch wenn er bei unter 30-jährigen Männern etwas mehr Nebenwirkungen hat. Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission für die dritte Impfung Moderna oder Biontech gleichwertig, und zwar egal, was man zuvor bekommen hat.
Doch das zählt nicht. Eine frühere Gesundheitsministerin hat mal in vertrauter Runde gesagt: Es kommt nicht darauf an, wie etwas ist, sondern wie es aussieht. Und es sieht natürlich gar nicht gut aus, wenn das Spahn-Ministerium wegen der ablaufenden Haltbarkeit Moderna empfiehlt. Ärztinnen und Ärzte waren heute besonders verärgert, weil sie stundenlang Impfwillige aufklären und Impftermine neu organisieren mussten.
Die Antwort war häufig: Ich warte dann mit dem Booster, bis Biontech wieder da ist. Das ist, mit Verlaub, die dümmste Idee. Denn die dritte Impfung ist erstaunlich effektiv: Sie senkt, im Vergleich zu Zweifach-Geimpften, das Risiko einer schweren Erkrankung um das 20-fache.
Übrigens: Für die meisten Menschen auf dieser Welt wäre es einer der schönsten Nachrichten, eine kostenlose Drittimpfung mit Moderna bekommen zu können.